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Nach erfolgreicher Überwinterung ist die Frühjahrsdurchsicht traditionell der erste Eingriff in die Bienenvölker. Damit hat es aber auch in diesem Jahr noch etwas Zeit. Aller Voraussicht nach werden die Temperaturen von mindestens +16°C erst Mitte März, vielleicht auch noch später erreicht werden.

Ich möchte die Frühjahrsdurchsicht 2022 mit der Schaffung eines mit Hilfe von zwei Thermoschieden angepassten Brutraumes versuchen. 

Die entscheidende Anregung für diese Maßnahme habe ich von dem sächsischen Imkermeister Rolf Schülbe in seinem Vortrag erhalten, den man auf YouTube „Der Angepasste Brutraum“ miterleben kann. 

Hier einige Kostproben seines Vortrages, die so manchen von unseren Vereisnmitgliedern zum Grübeln veranlassen könnte.

Seine Aussage: „Die Frühtracht ist eigentlich eine Entwicklungstracht“ dürfte noch am ehesten akzeptiert werden. Denn nach meinen Beobachtungen sind unsere Vereins-Bienenvölker erst nach der Frühtracht so richtig in Schwung. 

Seine nächste Aussage: „Wir müssen versuchen, schwarmreif einzuwintern und aufsatzreif (gemeint ist der Honigraumaufsatz) auszuwintern“. Ja, aber wie schafft er/man das? 

Dieser Satz hat mich gereizt und dazu veranlasst, dem etwa einstündigen Vortrag weiter zu folgen, und zwar mit wachsendem Interesse. 

Noch eine weitere Kostproben seines Vortrages gefällig? 

„Im Sommer wird durch Schiede der Brutraum so eingeengt, dass eine Königin immer genügend Platz zum Stiften hat. So groß muß der Brutraum sein, aber nicht größer! Alles andere muß Honigraum sein!“ 

Auch die folgende, sinngemäß wiedergegebene Aussage: „Das erste Wärmeschied hängt an der Außenwand (bezogen auf DN-Magazin wäre es die Stirnwand). Dann ist die erste Wabe hinter dem Schied eine Brutwabe, keinesfalls eine Pollenwabe! Wenn ich ohne Wärmeschied arbeiten würde, wäre die erste Wabe eine Pollenwabe. Die Pollenwabe ist eine Wabe ohne Funktion, sie wird nicht gebraucht, deshalb ohne Pollenwabe einwintern. Das zweite Schied begrenzt den Brutraum und wird nach Brutraumbedarf der Königin erweitert.“

Die Gegenfrage meiner ImkerkollegInnen lautete: „Aber in der Natur legen die Honigbienen doch auch Pollenwaben an und produzieren Bienenbrot, das muß doch einen Sinn haben!“  Eine interessante, hoffentlich produktive Diskussion ist also vorprogrammiert.

Auf jeden Fall werde ich in diesem Frühjahr bei der ersten Durchsicht das Brutnest mit der Königin durch zwei Thermoschiede in eine „Wärmekammer einschieden“ und in einem zweiten Schritt mit einer Futterwabe das Brutnest erweitern.

Mit imkerlichen Grüßen

Ernst-Joachim Steiner

Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, um eine Königin erfolgreich zuzusetzen. Wichtig ist dabei, was man mit der Königin vorhat:

1) Der Imker möchte ein Wirtschaftsvolk aktiv umweiseln und somit die alte Königin durch eine neue Bienenkönigin ersetzen . Hier gibt es 2 Möglichkeiten:

1a) Die klassische Methode zum Zusetzen einer Königin auch für Anfänger gut geeignet.

1b) Die schnelle Methode zum Zusetzen einer Königin. Für Neulinge auch machbar, aber etwas schwieriger.

2) Man setzt eine Königin einem Bienenvolk zu, welches seine Königin "verloren" hat - diese Methode sollte jeder Imker beherrschen.

3) Man kann von einem Wirtschaftsvolk einen Ableger bilden und dort das Zusetzen einer Königin durchführen .

4) Eine weitere Zielsetzung wäre es, einen Kunstschwarm zu bilden und eine Weisel beziehungsweise Bienenkönigin dem Kunst-Schwarm zuzusetzen .

(1) Königin in ein Wirtschaftsvolk zusetzen

Unter dem Begriff „Wirtschaftsvolk“ ist ein Bienenvolk gemeint, das im letzten Jahr entstanden und gesund über den Winter gekommen ist. Weil es dieses Jahr dann groß genug ist, um Honig zu „erwirtschaften“. Viele Imker tauschen jährlich ihre Weisel aus, weil ältere Königinnen zum häufigen Schwärmen neigen und die Legeleistung nachlässt. Das wirkt sich auf den Honigertrag negativ aus.

(1a) Die klassische Methode zum Zusetzen einer Königin ist auch für Anfänger gut geeignet 

Um die alte Bienenkönigin gegen eine neue Königin auszutauschen, muss die alte Königin herausgenommen werden. Sonst wird die neue Königin von den Arbeiterbienen abgestochen. Es gibt 2 Möglichkeiten, was man mit der alten Königin machen kann. Entweder man drückt sie ab oder behält sie als Reserve in einem Zusetzkäfig und erstellt zum Beispiel einen Ableger mit der alten Königin. Das Volk sollte nun laut "Theorie" 9 Tage weisellos sein. In der Praxis kann diese Tagesangabe auch mal unterschritten werden (zum Beispiel 3 - 6 Tage). Man kann die Annahme der neuen Königin bei einer kürzeren, weisellosen Zeitspanne auch dadurch verbessern, dass man die neue Königin im Zusetzkäfig einhängt, jedoch den Klips zum Durchfressen noch nicht sofort, sondern etwa nach 1-2 Tagen abreißt. So haben die Bienen mehr Zeit, sich an ihre neue Königin zu gewöhnen.

Das Bienenvolk versucht in dieser Zeit unter Umständen eine neue Königin heran zu ziehen (nachzuschaffen). Diese Nachschaffungszellen müssen  herausgebrochen werden. Nun ist das Volk hoffnungslos weisellos, weil es keine offene Brut mehr hat, woraus es sich eine Königin ziehen könnte. Daher kann nun die neue Königin  zugesetzt werden. Die Aussichten, dass die Bienen die Königin annehmen, sind bei dieser Methode sehr gut. Gerade für Hobbyimker und Imkerei-Anfänger ist das Beschriebene ein sehr einfaches Verfahren.

(1b)  Die schnelle Methode zum Zusetzen einer Königin 

Für fortgeschrittene Imker oder kühne Imkeianfänger gibt es auch noch andere, schnellere Methoden zum Zusetzen einer Königin. Beispielsweise mit einem Zusetzgitter. Zuerst wird auch hier die alte Königin entnommen. Anders als in der vorherigen Variante wird die neue Königin direkt zugesetzt. Das funktioniert folgendermaßen: Es wird ein Rähmchen heraus genommen und alle darauf sitzenden Bienen abgefegt. Es sollte eine Wabe sein auf der viel verdeckelte Brut zu finden ist. Nun wird die neue Königin auf den verdeckelten Bereich der Brutwaben gesetzt und sofort das Zusetzgitter auf die Wabe gedrückt. Die Königin ist nun unter dem Gitter eingesperrt. Da sich die verdeckelte Brut auch darunter befindet, hat die Königin sehr bald einen kleine Gruppe Jungbienen um sich, die sie als ihre Königin annehmen. Das Rähmchen wird nun zurückgehängt. Die Bienen außerhalb des Gitters merken natürlich, dass es eine andere Königin ist, aber können ihr nichts anhaben. Nach ein paar Tagen haben sie die Königin voraussichtlich akzeptiert und das Gitter kann entfernt werden. Die Vorteile bei dieser Methode sind, dass keine große Brutpause entsteht und die Königin sicher zugesetzt werden kann.

(2)   Ersetzen einer Königin, die gestorben ist

Hin und wieder kann es vorkommen, dass die alte Königin in einem Wirtschaftsvolk oder Ableger unverhofft stirbt. Das kann unter anderem durch Eindringlinge passieren, aber auch durch einen Fehler des Imkers, wenn er zum Beispiel unbeabsichtigt die Königin quetscht. Der Imker erkennt recht schnell, dass die alte Königin tot ist. Er erkennt es zum Beispiel, wenn die Bienen so genannte Nachschaffungszellen bauen und man die Königin nicht mehr bei der Durchsicht findet. Aber auch schon ohne das Volk zu öffnen, kann der Imker Hinweise erkennen, dass die alte Königin nicht mehr da ist. Wenn man die Bienen beobachtet und feststellt, dass keine Pollen mehr eingetragen werden und die Bienen eher unruhig oder sogar aggressiv wirken, dann kann das ein Indiz für das Fehlen der Königin sein. Denn wenn keine Brut mehr vorhanden ist, bringen die Bienen kaum noch Pollen in den Bienenstock. Hier ist ein zügiges Handeln angebracht, wenn eine neue Königin eingesetzt werden soll. Denn nach 16 Tagen schlüpft bereits die nachgeschaffte Jungkönigin. Ist so ein Zustand erkannt worden und die neue Königin eingetroffen, so verfährt man wie bereits oben erwähnt. Die Zellen werden heraus gebrochen und die neue Königin wird zugesetzt (siehe Punkt 1 a) oder 1 b)). 

(3)   Bienen Ableger erstellen und dort eine neue Königin zusetzen

Will man einen Ableger bilden und dabei keinerlei Risiko eingehen, so sollte man eine bereits begattete Königin zusetzen. Dabei kannst du folgende Schritte beachten: Vom Hauptvolk werden mindestens 1-2 Waben mit viel Futter und Pollen, idealerweise 2 Brutwaben und dazu 1-2 Leerwaben mit einer Mittelwand entnommen. Alle Waben werden in eine neue Beute oder in einen Ablegerkasten eingehängt. Jetzt wird die Königin im Zusetzkäfig, zum Beispiel mit Draht, zwischen den Waben befestigt. Nun werden noch aus dem Hauptvolk reichlich junge Arbeiterinnen in den Ableger gefegt. Die Bienen werden sich nun um ihre Königin kümmern. Ein neues Bienenvolk ist somit erstellt. Kommt eine begattete Jungkönigin im EWK von der Belegstelle, nimmt man vom EWK eine Scheibe heraus, wickelt das EWK in eine Zeitung und schiebt es an die Waben des Ablegers an.

(4)     Einen Schwarm bilden und eine Königin zusetzen

Wer mehrere seiner Völker schröpfen will, der kann einen Kunstschwarm bilden. Dabei werden aus mehreren Völkern mindestens 1,5 kg Bienen zusammengefegt. Dafür wird die Königin mit offener Futterkammer in den Korb gehängt und anschließend die Bienen dazu gefegt. Weil sich die Bienen nicht kennen, muss ein Kunstschwarm eine so genannte "Kellerhaft" einhalten. Dafür bleiben die Bienen für  2-3 Tage im Keller weil es dort dunkel und kühl ist. 

Artikel von Bienenprofi, gekürzt von Ernst-Joachim Steiner