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Die Honigernte sollte nie zu früh erfolgen: Die Bienen brauchen im Anschluss an eine Massentracht mehrere Tage Zeit, um den Nektar ausreichend umzuarbeiten. Andererseits darf die Zeit von der Schleuderung bis zur Folgetracht maximal wenige Tage betragen, um den Brut- und Putztrieb aufrecht zu erhalten.

Besonders gut macht sich für die Bestimmung des Schleuderzeitpunktes die Gewichtskontrolle mittels Stockwaage: Geht des Gewicht der Völker mehrere Tage lang deutlich zurück oder bleibt es ein Woche lang konstant, wird so wenig frischer Nektar eingetragen, dass die Honigreife während dieser Zeit ungestört abgeschlossen werden kann – vorausgesetzt die Beute ist voll mit Bienen besetzt und steht an einem trockenen Standort. Besteht die „Gefahr“ neuen Nektareintrags nachdem der Honig reif ist, räumt man morgens die Honigräume ab oder legt die Bienenfluchten ein. Manchmal helfen nur noch legale Tricks. Was aber, wenn man am Schleudertag feststellt, dass die neue Tracht gerade beginnt und auf den reifen Honig frischer Nektar getragen wird? Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die Waben werden mit entsprechendem Arbeitsaufwand wie bei der Spritzprobe allesamt abgespritzt, um den oberflächlich vorhandenen frischen Nektar zu entfernen. Oder man legt eine Zwischenwanderung in ein schnell erreichbares weitgehend trachtloses Gebiet ein. Fündig wird man leicht in Gebieten mit Kiefernwald, nicht in Blüte stehendem Wiesen- und Weideland bzw. großflächigem Ackerbau mit Getreide, Rüben, Kartoffeln und verblühtem Raps. Andernfalls muss man die Waben in den Völkern lassen und kann sie erst entnehmen, wenn sie voll verdeckelt sind. Das stellt aber die Sortenreinheit infrage. Bei der Heidehonigernte hat sich das Vorschleudern bewährt. Da Heidehonig aufgrund seiner zähen Konsistenz gestippt werden muss, werden die Waben zunächst geschleudert, um eventuelle Anteile anderer Trachten aus den Waben zu entfernen. Danach werden sie gestippt und zum zweiten Mal geschleudert. 

(Jens Radtke)

Die gängige Meinung: „Reif ist der Honig immer dann, wenn mindestens zwei Drittel der Honig-wabe verdeckelt sind“, dieser Spruch ist ebenso alt wie unzutreffend. In Massentrachten, z. B. Raps, wird Nektar nur halbherzig eingedickt, die Zellen schon verdeckelt, wenn er noch über 20% Wasser enthält. 

Wie üblich kursieren zahlreiche Rezepte. Sie alle sollen das zügige Trocknen des Honigs unter-stützen. Die Einen setzen auf „die Brutwärme zur Trocknung“ und imkern ohne Absperrgitter, hängen Brutwaben in den Honigraum hoch oder halten die Völker generell eng, am besten in vermeintlich thermisch besser isolierten Kunststoffbeuten mit geschlossenem Boden. Bienen wärmen jedoch nie die Beute, sondern nur ihre Bruttraube. Dem entsprechend profitiert auch Honig nicht von der Brutnähe oder eng gehaltenenVölkern. Obwohl scheinbar logisch, auch das Raum-Volk-Verhältnis hat keinenEinfluss auf den Wassergehalt des Honigs. 

Die Anderen plädieren für „trocknende Zugluft“, bohren Löcher in die Zargen, entfernen die Folie, oder setzen oben Lüftungsgitter auf. Beide Varianten bleiben nachweislich ohne Erfolg. Ebenso die Version für den unterbeschäftigten Imker: Entdeckeln der Honigwaben und erneutes Einhängen insVolk zur weiteren „Aufarbeitung und Eindickung“.

Abwarten...ist die einfachste und sicherste Methode zu einem trockenen bzw. trockeneren Honig zu kommen. Einige Tage nach Trachtende ist der offene Honig in der Regel sogar trockener als der verdeckelte. Ebbt der Trachtstrom ab, dicken die Bienen ihn auch durch die Zelldeckel hindurch weiter ein...falls der ungeduldige Imker ihn dann noch nicht entnommen hat. 

Die Spritzprobe aus den Randwaben des zuletzt aufgesetzten Honigraumes gibt einen Hinweis auf die Schleuderreife. Ganz sicher geht nur, wer sich eines Refraktometers bedient.Tatsächlich können jedoch auch einige imkerliche Tricks den Bienen das Eindicken des Honigs erleichtern. 

Honig kann besonders einfach und trocken geerntet werden, wenn er …...

  • aus Völkern stammt, die im Schatten stehen. Kühle wasserarme Schattenluft wird in den Stock ventiliert, dort erwärmt, nimmt damit Wasser gerne auf, und wird dann feucht und warm wieder aus dem Stock gefächelt. Schwülwarme Luft an sonnigen Stellen hingegen, kann im Stock kaum nochWasser aufnehmen und erschwert so dieTrocknung.
  • aus schlecht isolierten Holzbeuten kommt, aus denen Wasser offenbar leichter entweichen kann.
  • aus Völkern mit Folienabdeckung stammt. Nicht logisch, aber trotzdem wahr: zeitgleich eingetragen, ist der Honig in Völkern mit Folie um bis zu 0,3% trockener als ohne Folie.
  • aus normal dünnen Waben stammt. „Dickwaben“ minimieren zwar die Anzahl der zu bearbeitenden Waben für den Imker, erschweren durch die Tiefe der Honigzellen jedoch das Trocknen des Sammelgutes.
  • aus Wald- oder Läppertracht stammt. In nur kleinen Mengen eingetragen und vorher schon in der Blüte oder nach Abgabe durch die Blattlaus auf das Blatt eingetrocknet, kann solches Sammelgut bereits beim Antransport unter 18% Wasser enthalten (Blatthonig).
  • erst einige Tage nach Ende der Massentracht, nach einigen Regentagen und/oder frühmorgens geerntet wird. Je weniger frische, wasserreiche Tracht in den letzten Stunden eingetragen wurde, desto trockener ist der Honig. In einer Nacht können zwei Kilo frisches Sammelgut zu fertigem Honig werden.
  • aus den zuerst aufgesetzten Honigräumen stammt. Mit dem Abstand zum Brutraum hat das nichts zu tun. Schlaue Imker setzen den neuen, leichteren Honigraum daher immer obenauf.
    Je älter der Honig, desto besser wurde er eingedickt. Da die zentralen Honigraumwaben zuerst befüllt werden, ist der Honig dort auch am dicksten. Unentbehrlich vor dem Abtransport der Honigwaben ist eine Spritzprobe oder ein Refraktometertest mit dem jüngst eingetragenen Sammelgut auf einer der äußersten Waben. Spritzt hier nichts, ist in der Regel der weiter zargenmittig eingelagerte Honig ebenfalls reif. 
  • einen Tag nach Untersetzen der Bienenflucht geerntet wird. Selbst bei feuchtem Wetter besteht so keine Gefahr, dass Wasser auf die Waben gelangt. Sie werden ja nicht einzeln, sondern mit einem Schwupp mitsamt der Zarge ins Auto verladen. Zudem kann sich der Imker den Einsatz des  Wassersprühers oder des Smokers zur Bienenabwehr völlig sparen. So bleibt der Honig möglichst rein und wasserarm. Die Bienenflucht darf nur dann untergesetzt werden, wenn der Honig darüber reif ist. Denn sobald die Bienen von ihrem Volk abgesperrt sind, wird nicht mehr eingedickt. 
  • von der Entnahme aus dem Volk bis zur maximal zwei Tage späteren Schleuderung in einem Raum aufbewahrt wird, der mit einem guten Luftentfeuchter auf unter 50% Feuchtigkeit klimatisiert ist. Mit Blick auf die Tracht, den Standort, die Beute und die Waben kann immer und überall Honig mit den maximal gewünschten 18 % Wasser geerntet werden. 

(Gerhard Liebig und Pia Aumeier)

Das Thema Königinnenaufzucht wurde sowohl im Rahmen der jährlichen Winterschulungen als auch im Archiv unserer Homepage in den Monaten April und Mai 2020 ausführlich behandelt. Interessierte Imkerfreundinnen und -freunde können sich hier nochmals zu diesem Thema informieren. 

Heute möchte ich mich über Grundsätzliches zur Königinnenaufzucht äußern. Fast schon gebetsmühlenartig wiederhole ich die These:

Jeder praktizierende Imker sollte in der Lage sein, seinen Bedarf an hochwertigen, leistungsfähigen Jungköniginnen selbst heranzuziehen.

Warum?
Jeder Imker braucht von Zeit zu Zeit neue, junge Königinnen als Ersatz für alte Königinnen, zur Ergänzung, zur Erweiterung des Bestandes seiner Bienenvölker,  manchmal auch zur Verbesserung der Eigenschaften  seiner Wirtschaftsvölker oder auch zur Umweiselung bei Kalkbrutbefall. 

Warum also intensiv junge Königinnen nachziehen? Dazu gibt es mehrere gute Gründe:

1. Junge Königinnen schwärmen seltener.

2. Junge Königinnen bauen starke Völker auf.

3. Junge Königinnen treiben die Frühjahrsentwicklung besser voran.

4. Bei aller Liebe zur Imkerei wollen wir auch im Hobbybereich wirtschaftlich imkern, also reichlich Honig ernten, daneben Propolis und Bienenwachs gewinnen und (nicht zu vergessen!) als allerwichtigste Leistung der Bienen: 

die Bestäubungsleistung!

Nur durch Zucht mit intensiver Auslese können die Eigenschaften eines Lebewesens auf Dauer beeinflusst werden. Züchtung ist die Beeinflussung einer Population. Sie braucht klar abgesteckte Ziele, die so genannten Zuchtziele. Es besteht sicherlich Einigkeit darüber, dass Vitalität (zum Überleben) Sanftmut, geringe Anfälligkeit für Bienenkrankheiten, Schwarmträgheit (je nach Betriebsweise) und Sammeleifer einige der vorrangigen Zuchtziele für jeden Imker sein sollten. 

Diejenigen Imkerinnen und Imker, die mehrere Jahre lang immer nur Jungweiseln aus ihren Wirtschaftsvölkern nachziehen, indem sie z.B. die Ableger sich selbst beweiseln lassen und ausschließlich Standbegattung betreiben, werden eines Tages bemerken, dass ihre Völker immer weniger sanftmütig sind und/oder einzelne Völker zu regelrechten Stechern ausarten und trotz guter Tracht in der Honigleistung nachlassen.

Was tun?
Von „anerkannten Carnica-Reinzüchtern“ eine oder zwei "Reinzuchtköniginne" kaufen?

Meine Antwort
Jungköniginnen selber heranziehen!                                           

Wann?
ZurBeantwortung diese Frage sollte man kein bestimmtes Datum festlegen wollen, sondern besser den Entwicklungsstand der Völker genau beobachten. 

Warum?
Wann können wir in der Saison mit der Zucht beginnen? Einige Imker meinen, sie müssten am 1. Mai mit den ersten Königinnen-Zuchtserien beginnen. Hierbei liegt die Ausfallquote aber sehr hoch. 

Ein Sprichwort unter Königinnen-Züchtern lautet: Frühzucht ist Mühzucht.

Es müssen nämlich einige Bedingungen erfüllt sein: 

1. Es müssen ausreichend geschlechtsreife Drohnen vorhanden sein. Ein geschlechtsreifer Drohn benötigt 40 - 45 Tage zur Entwicklung. Wir sollten mit der Zucht erst beginnen, wenn ausreichend Drohnen geschlüpft sind. Bis zur Begattung der jungen Königinnen sind die Drohnen dann ausreichend entwickelt und geschlechtsreif.

2. Es müssen ausreichend Jungbienen vorhanden sein. Nur Jungbienen liefern das Gelee Royal für die Weisellarven einer Zuchtserie. Im Pflegevolk sollte also bereits ein größerer Brutsatz Jungbienen geschlüpft sein. Die Bedingungen dafür können regional sehr unterschiedlich sein. 

3. Bei intensiver Tracht vernachlässigen die Bienen die Zuchtserien bzw. die Pflege der Brut allgemein, das heißt, die Qualität der Königinnen leidet evtl. auch durch Vernachlässigen von Pflegediensten der Bienen. Deshalb müssen in Trachtlücken die an der Zucht beteiligten Völker gefüttert werden. (täglich 0,5 l Honig-Lösung) 

Was zeichnet ein gutes Pflegevolk aus? 
Ein gutes Pflegevolk muss gesund sein. Es muss aus dem Vollen schöpfen können. Es muss viele pflegetüchtige junge Ammenhienen haben. Vorassetzung für gute Pflegetüchtigkeit ist die gute Futterversorgung, d.h. die Maden des Volkes (Arbeiterinnen, Drohnen und Königinnen) müssen im Futtersaft schwimmen. Verdeckelte Brut sorgt für ausgeglichene Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnisse im Pflegevolk. Die Volksstärke bestimmt die Anzahl der zu pflegenden Königinnen-Zellen. 

Schwarmstimmung erhöht nicht die Pflegebereitschaft. Diese Völker haben ja schon Weiselzellen gepflegt und wollen jetzt schwärmen. 

Wir unterscheiden die natürliche Aufzucht/Vermehrung der Jungköniginnen von der künstlichen Aufzucht/Vermehrung von Jungköniginnen.

Natürliche Aufzucht bzw. Vermehrung von Jungköniginnen  erfolgt über das Schwarmgeschehen und das stille Umweiseln. Und bei plötzlichem Verlust der Königin werden Nachschaffungszellen mitten auf der Brutwabe gebildet. 

Die künstliche Aufzucht bzw.Vermehrung von Jungköniginnen nach dem Verfahren „Königinnenaufzucht im Honigraum eines weiselrichtigen Volkes“ funktioniert auf eine besondere Weise. Dazu muss ein Volk erst einmal zur Königinnenaufzucht veranlasst werden. Es muß veranlasst werden, Weiselzellen zu pflegen, ohne weisellos zu sein. 

Ein  Bienenvolk, zumindest aber ein Volksteil, muss sich weisellos fühlen, auch wenn das Volk gar nicht weisellos ist, sondern weiselrichtig. 

Das gelingt, indem die Königin des Wirtschaftsvolkes/Pflegevolkes vom Pflegevolk abgeschirmt wird mit Hilfe eines Propolisgitters oder eines Stückes Teerpappe.

Die entstehenden Königinnen sind im Grunde Nachschaffungs - Königinnen. Die betreffenden Maden/Larven sind aber nicht irgendwelche Maden/Larven, die vom Volk in einer Notlage ausgewählt werden, sondern die Maden sind :                                   

1. von besonders ausgewählter Herkunft (z.B. Maden von  Reinzuchtköniginnen, besoders ertragreichen und sanftmütigen Königinnen)

2. von einem bestimmten Alter (1,5 Tage alt)

3. werden in bestimmter Form angeboten (in künstlichen Weiselnäpfchen aus Wachs oder Plaste). 

Ernst-Joachim Steiner