Vereinsgeschichte - Die ersten 25 Jahre
Die Gründung des Vereins
Die Mitglieder unseres Imkervereins, "Imkerverein Stadtroda e.V.", feierten im Jahr 2013 das 125. Gründungsjahr. 23 Imker gründeten den Verein.
Der Name war damals: " Imkerverein Roda (Stadt) und Umgebung". Dr. Löbe schreibt in der "Geschichte der Stadt Stadtroda": "Der Imkerverein ist im Juni 1888 auf Veranlassung des Dr. Kipping gegründet worden". (Löbe: Geschichte von Stadtroda, Band 2 S.203) Eine Gründungsurkunde liegt uns nicht vor. Allerdings wird der Gründungsmonat (vielleicht auch der Gründungstag) im Jahre 1913 indirekt bestätigt. In der Rodaischen Zeitung, dem damaligen Amtsblatt für Stadt Roda und Ortschaften des Amtsbezirks Roda, erschien am 14.Juni 1913 in den Spalten "Aus der Heimat", dass am 11.Juni der Imkerverein von Roda und Umgebung im Fürstenkeller (heute Felsenkeller) sein 25 jähriges Stiftungsfest begangen habe. Zufälligerweise wurden im Gründungsjahr am Schützenhaus die "Drei-Kaiser-Eichen" gepflanzt. Sie sind also "Zeitzeugen" unserer Vereinsgründung, wenngleich sie den, in jenem Jahr, zwei verstorbenen und einem regierenden Kaiser gewidmet worden waren.
Bienenhaltung in Roda vor der Vereinsgründung
Häufig betrieben Landwirte in jener Zeit die Bienenhaltung im Nebenerwerb bzw. zur Ergänzung des Speisplans im eigenen Haushalt. Die Völker wurden häufig in Obstgärten von Bauernhöfen, auf Streuobstwiesen oder in den Häusern angrenzenden Kleingärten aufgestellt. In 1882 betrieben in Roda von 865 Haushaltungen 475 Landwirtschaft im Haupt- oder Nebenerwerb. Anlässlich einer Viehzählung in 1883 wurden in Roda 57 Bienenstöcke gezählt.
Gründungsmitglieder und Vereinsmitglieder der Gründungszeit
Wie bereits erwähnt war Medizinalrat Dr.Kipping (Roda) Initiator der Vereinsgründung, In den ersten Jahren finden im Protokollbuch des Vereins der Pfarrer Reiner Günter (Tröbnitz), Kaufmann Wolf (Roda) als Kassierer und Stadtförster R.Wüstemann (Roda) als Schriftführer Erwähnung. Letzterer führte im Juli in 1909 letztmalig das Protokoll. Der Imkerverein Stadtroda gehörte dem "Bienenwirtschaftlichen Hauptverein Thüringen" (im Folgenden "Hauptverein" genannt) an.
Der Hauptverein sorgte für die Aufklärung der Behörden und Bevölkerung über die Imkerei sowie die Fachbildung der Imker in den Zweigvereinen (im Folgenden "Vereinen"). Seit dem Jahre 1904 können wir im Protokollbuch des Vereins verfolgen, welche Aktivitäten im Verein stattfanden und wie sich die Beziehung zum Hauptverein gestalteten.
Die Vereinsversammlungen verliefen fast immer nach gleichem Muster: am Jahresanfang die Kasse prüfen, die Niederschriften der vorherigen Versammlungen bestätigen, aktuelle Probleme besprechen, einen Fachvortrag hören und darüber diskutieren, ganz ähnlich wie das heutzutage in manchen Vereinen auch abläuft.
Die Versammlungslokalitäten wechselten zum Teil. Häufig wird der Fürstenkeller (Felsenkeller in Roda) als Versammlungsort erwähnt. In 1904 zählte der Verein 46 Mitglieder.
Die Hauptversammlungen des Bienenwirtschaftlichen Hauptvereins fanden jährlich an dem Ort des Vereins statt, der sich für dessen Ausrichtung beworben hatte. Die Delegierten der Vereine werteten hernach den Ablauf und die Beschlüsse in ihren jeweiligen Versammlungen aus.
Die Herrn Lehrer Wolf (Gröben) und der Kaufmann Wolf (Roda) waren zum Beispiel Delegierte der Hauptversammlung in Jena. In der folgenden Versammlung (im Mai 1905 in Roda) berichteten sie dass 30 Vereine anwesend waren und die nächste Hauptversammlung in Zeitz stattfinden solle. Den Vereinsmitgliedern wurden die Vergünstigungen bei Mitgliedschaft im Hauptverein erläutert.
Während der Februarversammlung des Vereins berichtet der Vorsitzende ausführlich über die Finanzsituation. "Hierauf wurde durch den Herrn Vorsitzenden eine sehr erschöpfende Darlegung der Grundsätze, auf welchen eine Haftpflichtversicherung im deutschen Zentralverein für Bienenzucht errichtet werden soll, gegeben.". Über diese Neuerung wurde heftig diskutiert.
Im Frühjahr 1907 wurde über diese Versicherung weiter diskutiert. Anfang 1910 wurde vom Vorsitzenden ausgeführt, dass die Haftpflicht nur für diejenigen Mitglieder gilt, die sich dafür gemeldet haben, also freiwillig war.
Anfang Oktober 1907 berichtete der Vorsitzende Hugo Maurer ausführlich über die Einigungsverhandlungen aller Imker Deutschlands in Frankfurt a. M.
Der hier gegründete "Deutsche Imkerbund" war nunmehr die Dachorganisation der Imkervereine und damit von 150 000 Mitglieder in ganz Deutschland. Der Beitrag für den Bund betrug pro Mitglied 2 Mark.
In der Oktoberversammlung 1908 wurde beschlossen, dass der Verein in 1909 im Fürstenkeller von Roda die jährliche Hauptversammlung des Hauptvereines durchführen werde. Zu jeder Hauptversammlung gehörte auch eine Ausstellung, die Ausstellungsobjekte wurden bewertet und prämiert.
Der Verein Roda Stadt (also unser Verein) bestand zu jener Zeit aus 39 Mitgliedern, dazu gehörten u.a. 22 Landwirte, 8 Handwerker und 3 Pfarrer.
Die Hauptversammlung und Ausstellung wurde für die Zeit vom 1. bis 3.August festgelegt. Zwei Delegierte wurden für die Hauptversammlung in Roda gewählt und 15 Mark für Prämienzwecke bewilligt. In der Juliversammlung wird im Protokoll lobend hervorgehoben, dass die Direktion des Genesungshauses (heute Asclepius Klinik) einen Teil des Gartens für die Bienenausstellung zur Verfügung stellen wird.
Das 1906 eröffnete neue Waldbad im Weihertal wurde als schönstes Naturbad in Thüringen bereits auf der Einladung zur Hauptversammlung als Attraktion "vermarktet".
Der Empfang der Gäste am Bahnhof, die Übernachtungskarten, die Gästebetreuung, der Verantwortliche für die Ausstellungsstände, alles wurde genau geplant und festgelegt. Der Pfarrer Friedrich (Ruttersdorf), Lehrer Steingrüber (Lippersdorf), Herr Kunze (Schöngleina) Herr Preller (Bobeck) bildeten das Organisations- und Empfangskomitee.
Es wurde beschlossen eine Verkaufsstelle für Honig in der Ausstellung einzurichten. Für die beim Auspacken und Aufstellen des Honigs nötigen Arbeiten sollten einige junge Mädchen, wenn möglich Töchter von Mitgliedern, gewonnen werden.
Zur Überwachung des Transportes der Völker zum und vom Ausstellungsplatz wurde Herr Wüstemann, der Großvater unseres Imkerfreundes Wilfried Wüstemann, bestimmt.
Im Folgenden berichte ich etwas ausführlicher über den Verlauf der Hauptversammlung und Hauptausstellung in Roda denn das Protokoll zum Festbericht (es ist die Grundlage dieser Ausführungen) sagt etwas über die Stadt und den Zeitgeist aus.
Aus welcher Region die erwarteten Gäste und Aussteller zu erwarten waren zeigt die damalige Zusammensetzung des Hauptvereins in 1907.
Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl und deren Verteilung auf die Länder, die dem Hauptverein angehörten. Eine bedeutenden Zahl gehörte zu Weimar und Altenburg.
Länder | Anzahl der Zweigvereine |
Weimar | 24 |
Altenburg | 17 |
Reußjüngere Linie | 8 |
Reuß ältere Linie | 1 |
Schwarzburg-Rudolstadt | 9 |
Schwarzburg-Sondershausen | 3 |
Gotha | 3 |
Meiningen | 2 |
Preußen | 6 |
Fakt ist, dass sich der Thüringer Hauptverein aus 73 Zweigvereinen mit 2320 Mitgliedern und 19 979 Bienenvölkern zusammen setzte.
Immerhin beteiligten sich davon 61 Vereine sich an der Hauptversammlung und den Ausstellungen. Der Vorbereitungs- und Realisierungsaufwand war sehr hoch. Die Vereinsmitglieder müssen also recht aktiv gewesen sein. Grundsätzlich gab es, wie bei allen Hauptversammlungen, eine Festordnung, die den Ausstellungsverlauf und deren Inhalte festlegte.
Bereits ab Sonnabend, den 31. Juli 1909 wurden am Bahnhof (Roda) die Gäste empfangen, Festzeichen, Wohnungs- und Tischgarten ausgegeben und zum Ausstellungslokal "Fürstenkeller" geleitet. Am Abend saß man dort gemütlich beisammen.
Am Sonntag wurde im Garten des Hotels zum Hirsch gefrühstückt. Hernach spazierte man gemeinsam zur Talsperre und Weihertalmühle.
Mittags wurde die Ausstellung eröffnet. Begrüßungsansprachen und ein Rundgang durch die Ausstellung gehörten dazu. Nachmittags gab die Stadtkapelle ein Konzert. Zudem wurden Fachvorträge gehalten.
Die Vortragsthemen: " Der Honig, eine edle Himmelsgabe", war Gegenstand des Vortrages von Pfarrer Günther (Tröbnitz). Ein Leipziger Referent sprach über "Honigfälschung und Honigschutz". Er forderte den Honig zu schützen, so dass Kunsthonig nicht mit dem echten Bienenhonig verwechselt werden könne.
Später entstand aus diesen Initiativen die Honigverordnung, die in modernisierter Form auch heute noch Bestand hat.
Damals beklagte der Redner, habe die Wissenschaft noch keine Methode gefunden, Fälschungen vom reinen Bienenhonig zu unterscheiden. In der Gegenwart ist solch eine Qualitätskontrolle selbstverständlich. Im dritten Vortrag fragte der Redner " Warum hält jeder Landwirt und jeder kleine Mann auf dem Lande neben den verschiedenen Haustieren nicht auch ein Bienenvolk?"
Der Referent war der Lehrer Steingrüber (Lippersdorf). Er argumentierte gegen die damals verbreitete Meinung, dass mit der Bienenzucht kein Geld zu verdienen sei und meinte "mit einem guten Lehrbuch in der Hand" sei die Bienenzucht lohnend zu betreiben. Abends 20 Uhr folgte die Vetreterversammlung und ab 21 Uhr ein Konzert sowie theatralische Aufführungen des Musikvereins (Roda).
Am Montag den 2. August gab es früh einen gemeinsamen Spaziergang. Ab 10 Uhr fand die Generalversammlung mit Vorträgen statt.
14 Uhr war die Festtafel gedeckt. Kostenpunkt: 1,75 Mk. (Mark). Nachmittags gab es ein Konzert und ab 17 Uhr fanden praktische Übungen an den ausgestellten Bienenvölkern statt. Ab 21 Uhr traf man sich bei einem Festball.
Am Dienstag den 3. August ging man früh wiederum spazieren, 9 Uhr durfte man in die Lostrommel fassen.
Wiederum spielten die Musiker zum Konzert auf und die Imker übten ganz praktisch die Herstellung von Kerzen und Mittelwänden.
Am Abend verteilte man die Preise und beendete "eine ziemlich aufwändige aber auch lockere Veranstaltung. Sie ließ viel Raum für Gespräche und belebte das Stadtgeschehen". (Bericht der Hauptversammlung)
Die Bestimmungen der Ausstellung bezogen sich auf die Regeln zur Anlieferung von Ausstellungsgegenständen, regelte das Standgeld, legte die Höhen der Prämien und Gewinne für die Lotterie fest. Zudem wurde bestimmt, dass die Aussteller in der Nähe ihrer Ausstellungsgegenstände zu sein hatten, die Bienenvölker nur im Beisein des Ausstellers geöffnet werden durften und Preisrichter besonders auf Reinheit und Güte der ausgestellten Honige zu achten hatten. Die Eintrittspreise betrugen von 20 bis 30 Pfennige pro Person. Als Vertreter des Vorstandes des Hauptvereins hielt Max Zeuner (Gera) die Festrede und sagte unter anderen:
" Heute Mittag 12 Uhr fand im Beisein der Herzoglichen und städtischen Behörden,
und einer dichtgedrängten Imkerschar im Fürstenkeller, die feierliche
Eröffnung der unter dem Protektorate Sr. Hoheit des Herzogs Ernst II stehenden 31. Hauptversammlung und Ausstellung des Bienenwirtschaftlichen Hauptvereins Thüringen statt ..
Es liegt uns daran die Bienenzucht zu hegen und zu pflegen,
sie verschafft dem Beamten, dem Arbeiter, dem Landwirte angenehme Beschäftigung und Gewinn,
dem Naturforscher ein wertvolles Objekt...., sie kann dem Staate Millionen, die für Honig ins Ausland wandern, erhalten;
ja Hohe und Niedrige unter den Menschen einander näher bringen ."
Zeuner dachte also daran, dass Honig nicht importiert werden müsse und das Geld anstelle für Importe im Land bleiben könnte. Realistisch war das nicht.
Die Honigerträge jener Zeit konnten den Eigenbedarf an Honig nicht decken.
Der Bürgermeister von Roda, Herr Goedecke und der Vereinsvorsitzende, Herr Apotheker Maurer begrüßten die Gäste und eröffneten den Ausstellungsrundgang.
Sie war umfangreich und mannigfaltig gestaltet, "so dass es selbst dem Kenner schwer wurde, sich überall das Schöne und Zweckmäßige in kurzer Zeit zu informieren."
Die Ausstellung umfasste fünf Abteilungen:
Die Abteilung Lebende Bienen war der "Glanzpunkt" der Ausstellung. 140 Bienenvölker waren aus allen Teilen Thüringens antransportiert und ausgestellt und den Besuchern und Preisrichtern vorgestellt worden. Tatsächlich wurden die Bienenvölker ebenso die ausgestellten Königinnen nach Farbe, Größe und Verhaltenseigenschaften bewertet. Die Völker waren in verschiedenartigen "Bienenwohnungen" untergebracht. Aussteller aus unserem Verein waren Ernst Rösler (Roda), Pfarrer Günther (Tröbnitz) und Pastor Friedrich (Ruttersdorf)
Die Abteilung Bienenwohnungen wurden die verschiedensten (damals modernen) Beuten, ohne Bienen, ausgestellt. Dazu muss man wissen, dass Imker schon immer Bastler, Tüftler und Handwerker waren. So entstanden in den vergangenen Jahrhunderten, nicht nur in Deutschland, verschiedenste Beutentypen (Bienenwohnungen). Ein Jeder meinte stets, er habe das beste Beutensystem entwickelt. Die Preisrichter bewerteten die Zweckmäßigkeit und Sauberkeit der handwerklichen Ausführung. Die Firma Prager (Tröbnitz) vertrat unsere Region.
In der Turnhalle des Fürstenkellers befand sich die umfangreiche Abteilung Geräte. Sie entsprachen den damaligen Vorstellungen die für den modernen Bienenzuchtbetrieb geeignet erschienen. Der Imker Trenschel (Roda) vertrat mit den Geräten aus seiner Klemptnerfirma unseren Verein. Auch bei späteren Hauptversammlungen wird "unser Imkerfreund Trenschel" immer wieder lobend als Hersteller "praktischer und ungekünstelter Gerätschaften" erwähnt und prämiert. "Die weitaus größte Anziehungskraft übte der ausgestellte Honig auf die Besucher aus. 18 Zentner Honig waren auf langen Tafeln in Gläsern, aber auch als Wabenhonig platziert".
In der Abteilung Wachs wurden sauber gegossene Wachsblöcke, Mittelwände (damals Kunstwaben genannt) und eine Nachbildung des Grabmals des Pfarrers und bedeutenden Imkers Dzierzon (Oberschlesien 1811 - 1906) ausgestellt. Der Pfarrer war damals ein berühmter Imker.
Schließlich gab es eine Abteilung Literatur. Hier waren die bekanntesten Bücher und Fachzeitschriften ausgestellt. Das waren in jener Zeit nicht wenige. Sie rundeten die Ausstellung " als ein harmonisches Ganzes" ab.
Am Abend des ersten Tages fand schließlich die Vertreterversammlung des Hauptvereins statt. Danach gab es eine gelungene Abendunterhaltung. Der Musikverein und die Kurkapelle von Roda hatten den musikalischen Teil übernommen. Lehrer Pretsch (Göschwitz) hatte ein sehr langes Gedicht, zum Lobe von Roda und seine Imker, verfasst und Fräulein Margarete Müller (Roda) trug es vor.
Ein kurzer Auszug sei hier zitiert.
"...Thüringens Imker im trauten Verein aus allen den Landen so schön, von Osten und Westen stellen sich ein und feiern ihr Wiedersehen. Nicht fragt man nach Grenzen, nicht fragt man nach Land, ..
Willkommen in Roda, willkommen so gern So rufe auch ich euch hier zu. Ihr Imker alle von nahe und fern hier rastet und findet ihr Ruh. Nur klein ist das Städtchen und eng ist der Ort, den ihr euch als Zuflucht gewählt, doch birgt er in sich einen trefflichen Hort zu heilen was Menschenherz quält. Drei Täler prangen in lieblichem Grün und geben dem Städtlein Raum...
Ein Roda nimmt euch heute freundlich auf, mög dies euch Bedeutung sein und ewig dieser Name im Zeiten Verlauf euch zur Erinnerung gedeihn."
Am zweiten Tag nahmen am frühen Morgen Festteilnehmer an einem Ausflug zur Neumühle teil. Währdendessen bewerteten die Preisrichter die Ausstellungsstücke von 120 Ausstellern. Viele Auszeichnungen und Ehrenpreise wurden aus Geldspenden der Stadt Roda und der Brauerei Roda finanziert. Handwerker, Betriebe und Personen spendeten zudem Sachwerte, wie Bienenvölker, Bienenwohnungen und Imkergeräte.
Unter anderem spendeten auch die Imkervereine "Roda Stadt", "Roda Holzland" und die Firma Trenschel (Roda). Es gab ein Festessen. Man schickte an den "Hohen Protektor" (gemeint ist Herzog Ernst II von Sachsen Altenburg) mit untertänigstem Gruß und Treueschwüren ein Grußtelegramm. Der Herzog erwiderte mit einem Telegramm nach Roda.
Er habe große Sympathie für die Veranstaltung, sei selbst verhindert und versicherte
"Meine beiden ältesten Kinder werden morgen früh die Ausstellung ansehen."
Am Nachmittag gab es Konzertmusik, an den Bienenständen wurde ein Schwarm eingefangen und ein Kunstschwarm erstellt.
"Den Abend beschloss ein flotter Imkerball".
Am dritten Tag trat eine Lotteriekommission unter Aufsicht der Polizeibehörde im Fürstenkeller in Aktion. Die ältesten Kinder des Herzogs, Erbprinz Georg Moritz und Prinzessin Charlotte, besuchten tatsächlich die Ausstellung. Das empfand man als eine besondere Ehre. Nachmittags gab die Kurkapelle ein Konzert im Garten des Fürstenkellers. Abends versammelten sich die Imker, um an der Preisverleihung teilzunehmen. Von den 111 Preisen nahmen auch 6 Imker unseres Vereins je einen in Empfang. (Pfarrer Günter (Tröbnitz, Apotheker Hugo Maurer (Roda), Firma Prager (Tröbnitz), E.Rößeler (Roda) Trenschel (Roda) und E.Wolf (Roda). Als Dank für die Gastfreundschaft und "das gute Gelingen der Ausstellung", wurde der Stadt ein Anschauungsmittel für die Schulen überreicht. Es handelte sich um ein Bienen-Schwarmrelief. Vielleicht lagert es noch heute in einem Lehrmittelzimmer einer unserer Schulen?
25 Jahre Vereinsgründung wird in 1913 gefeiert
Zunächst bereitete die Marmeladenfabrik in Hainbücht Ärger:
Herr Bauer (Hainbücht) brachte zur Sprache, dass in der dortigen Marmeladen Fabrik oft Fässer mit offe- nem Spundloch lagern und dadurch ungezählte Bienen zu Grunde gingen. Die Versammlung beschloss, dass zunächst vom Verein aus die genannte Firma um Abstellung gebeten werden soll. Scheinbar wurde die Sache gütlich bereinigt und man konnte ungetrübt die Jubiläumsfeier begehen.
Am 11.06.1913 fand die Jubiläumsfeier des Imkervereins "Roda und Umgebung" im Fürstenkeller zu Roda statt. Sie wurde "von Vereinsmitgliedern zum großen Teil mit ihren Frauen besucht und verlief in der vom 2ten Vorsitzenden in den Rodaischen Zeitungen geschilderten Weise. "Die Feier verlief zur aller Zufriedenheit. Alles steht in der Rodaischen Zeitung. Diese öffentliche Schilderung erfordert weiter keine Erläuterung", sagte der Vereinsvorsitzende, Hugo Maurer, zur Auswertung in der folgenden Vereinsversammlung. In der Rodaischen Zeitung vom 14.Juni 1913 findet man unter den Spalten "Aus der Heimat" tatsächlich eine umfangreiche Beschreibung der 25 jährigen X"Stiftungsfeier" des Vereins.
Der Vorsitzende des Hauptvereins, Lehrer Zeuner (Hundhaupten), aber auch Vorsitzende anderer Vereine (Holzland, Göschwitz, Klosterlausnitz, übermittelten Glückwünsche. Man speiste im "Hirsch. Das Gedeck Suppe, Rehbraten mit verschiedenen Salaten und als Nachtisch Eis - gab es zum Preise von 1,75 M. Weinzwang war ausgeschlossen. Herr Bezirksbaumeister Obenaus gedachte in einer launigen Rede der Damen.. Bei einem kleinen Tänzchen und einem ordentlichen Skate blieben die Anwesenden bis nach Mitternacht.zusammen." Das herzliche Verhältnis der Vereinsmitglieder und des Vereins mit dem Hauptverein wurde hervorgehoben.
Die ersten 25 Jahre unseres Vereins fanden in einer Zeit des Aufbruchs der Vereinstätigkeiten in Deutschland statt. Der Start war gelungen. Über die Vereinsarbeit der darauf folgenden 100 Jahren wird weiter zu berichten sein.
Für Informationen, Material und Unterstützung bei der Recherche zu diesem Abschnitt bedanke
ich mich bei Imkerfreund Rolf Hiepe, Frau Schieferdecker, Bäckermeister Vogel, Frau H. Knipper,
Herrn Hartmut Liebe. Für die Bereitstellung des Bildes 6 bedanke
ich mich bei Frau Marlis Volk. Imkerfreund Volkmar Jecke,
Kahla, stellte freundlicherweise die Protokolle der Hauptversammlung zur Verfügung.