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Monatshinweise Juni 2021 zum Thema: Königinnenaufzucht

Das Thema Königinnenaufzucht wurde sowohl im Rahmen der jährlichen Winterschulungen als auch im Archiv unserer Homepage in den Monaten April und Mai 2020 ausführlich behandelt. Interessierte Imkerfreundinnen und -freunde können sich hier nochmals zu diesem Thema informieren. 

Heute möchte ich mich über Grundsätzliches zur Königinnenaufzucht äußern. Fast schon gebetsmühlenartig wiederhole ich die These:

Jeder praktizierende Imker sollte in der Lage sein, seinen Bedarf an hochwertigen, leistungsfähigen Jungköniginnen selbst heranzuziehen.

Warum?
Jeder Imker braucht von Zeit zu Zeit neue, junge Königinnen als Ersatz für alte Königinnen, zur Ergänzung, zur Erweiterung des Bestandes seiner Bienenvölker,  manchmal auch zur Verbesserung der Eigenschaften  seiner Wirtschaftsvölker oder auch zur Umweiselung bei Kalkbrutbefall. 

Warum also intensiv junge Königinnen nachziehen? Dazu gibt es mehrere gute Gründe:

1. Junge Königinnen schwärmen seltener.

2. Junge Königinnen bauen starke Völker auf.

3. Junge Königinnen treiben die Frühjahrsentwicklung besser voran.

4. Bei aller Liebe zur Imkerei wollen wir auch im Hobbybereich wirtschaftlich imkern, also reichlich Honig ernten, daneben Propolis und Bienenwachs gewinnen und (nicht zu vergessen!) als allerwichtigste Leistung der Bienen: 

die Bestäubungsleistung!

Nur durch Zucht mit intensiver Auslese können die Eigenschaften eines Lebewesens auf Dauer beeinflusst werden. Züchtung ist die Beeinflussung einer Population. Sie braucht klar abgesteckte Ziele, die so genannten Zuchtziele. Es besteht sicherlich Einigkeit darüber, dass Vitalität (zum Überleben) Sanftmut, geringe Anfälligkeit für Bienenkrankheiten, Schwarmträgheit (je nach Betriebsweise) und Sammeleifer einige der vorrangigen Zuchtziele für jeden Imker sein sollten. 

Diejenigen Imkerinnen und Imker, die mehrere Jahre lang immer nur Jungweiseln aus ihren Wirtschaftsvölkern nachziehen, indem sie z.B. die Ableger sich selbst beweiseln lassen und ausschließlich Standbegattung betreiben, werden eines Tages bemerken, dass ihre Völker immer weniger sanftmütig sind und/oder einzelne Völker zu regelrechten Stechern ausarten und trotz guter Tracht in der Honigleistung nachlassen.

Was tun?
Von „anerkannten Carnica-Reinzüchtern“ eine oder zwei "Reinzuchtköniginne" kaufen?

Meine Antwort
Jungköniginnen selber heranziehen!                                           

Wann?
ZurBeantwortung diese Frage sollte man kein bestimmtes Datum festlegen wollen, sondern besser den Entwicklungsstand der Völker genau beobachten. 

Warum?
Wann können wir in der Saison mit der Zucht beginnen? Einige Imker meinen, sie müssten am 1. Mai mit den ersten Königinnen-Zuchtserien beginnen. Hierbei liegt die Ausfallquote aber sehr hoch. 

Ein Sprichwort unter Königinnen-Züchtern lautet: Frühzucht ist Mühzucht.

Es müssen nämlich einige Bedingungen erfüllt sein: 

1. Es müssen ausreichend geschlechtsreife Drohnen vorhanden sein. Ein geschlechtsreifer Drohn benötigt 40 - 45 Tage zur Entwicklung. Wir sollten mit der Zucht erst beginnen, wenn ausreichend Drohnen geschlüpft sind. Bis zur Begattung der jungen Königinnen sind die Drohnen dann ausreichend entwickelt und geschlechtsreif.

2. Es müssen ausreichend Jungbienen vorhanden sein. Nur Jungbienen liefern das Gelee Royal für die Weisellarven einer Zuchtserie. Im Pflegevolk sollte also bereits ein größerer Brutsatz Jungbienen geschlüpft sein. Die Bedingungen dafür können regional sehr unterschiedlich sein. 

3. Bei intensiver Tracht vernachlässigen die Bienen die Zuchtserien bzw. die Pflege der Brut allgemein, das heißt, die Qualität der Königinnen leidet evtl. auch durch Vernachlässigen von Pflegediensten der Bienen. Deshalb müssen in Trachtlücken die an der Zucht beteiligten Völker gefüttert werden. (täglich 0,5 l Honig-Lösung) 

Was zeichnet ein gutes Pflegevolk aus? 
Ein gutes Pflegevolk muss gesund sein. Es muss aus dem Vollen schöpfen können. Es muss viele pflegetüchtige junge Ammenhienen haben. Vorassetzung für gute Pflegetüchtigkeit ist die gute Futterversorgung, d.h. die Maden des Volkes (Arbeiterinnen, Drohnen und Königinnen) müssen im Futtersaft schwimmen. Verdeckelte Brut sorgt für ausgeglichene Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnisse im Pflegevolk. Die Volksstärke bestimmt die Anzahl der zu pflegenden Königinnen-Zellen. 

Schwarmstimmung erhöht nicht die Pflegebereitschaft. Diese Völker haben ja schon Weiselzellen gepflegt und wollen jetzt schwärmen. 

Wir unterscheiden die natürliche Aufzucht/Vermehrung der Jungköniginnen von der künstlichen Aufzucht/Vermehrung von Jungköniginnen.

Natürliche Aufzucht bzw. Vermehrung von Jungköniginnen  erfolgt über das Schwarmgeschehen und das stille Umweiseln. Und bei plötzlichem Verlust der Königin werden Nachschaffungszellen mitten auf der Brutwabe gebildet. 

Die künstliche Aufzucht bzw.Vermehrung von Jungköniginnen nach dem Verfahren „Königinnenaufzucht im Honigraum eines weiselrichtigen Volkes“ funktioniert auf eine besondere Weise. Dazu muss ein Volk erst einmal zur Königinnenaufzucht veranlasst werden. Es muß veranlasst werden, Weiselzellen zu pflegen, ohne weisellos zu sein. 

Ein  Bienenvolk, zumindest aber ein Volksteil, muss sich weisellos fühlen, auch wenn das Volk gar nicht weisellos ist, sondern weiselrichtig. 

Das gelingt, indem die Königin des Wirtschaftsvolkes/Pflegevolkes vom Pflegevolk abgeschirmt wird mit Hilfe eines Propolisgitters oder eines Stückes Teerpappe.

Die entstehenden Königinnen sind im Grunde Nachschaffungs - Königinnen. Die betreffenden Maden/Larven sind aber nicht irgendwelche Maden/Larven, die vom Volk in einer Notlage ausgewählt werden, sondern die Maden sind :                                   

1. von besonders ausgewählter Herkunft (z.B. Maden von  Reinzuchtköniginnen, besoders ertragreichen und sanftmütigen Königinnen)

2. von einem bestimmten Alter (1,5 Tage alt)

3. werden in bestimmter Form angeboten (in künstlichen Weiselnäpfchen aus Wachs oder Plaste). 

Ernst-Joachim Steiner