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Mit diesem Argument wirbt Dr. Pia Aumeier von der Ruhr-Universität Bochum seit Jahren für die Bildung von Ein-Brutwabenablegern im Mai. Ich habe mir die Sache einmal genauer angesehen und will es in diesem Jahr Mitte Mai am Vereins-Bienenstand in Gernewitz und in meinem Garten einmal in der Praxis mit zwei Ein-Brutwabenablegern ausprobieren. Interessenten sind herzlich eingeladen, mit mir am Vereinsbienenstand die Entwicklung des dortigen Ein-Brutwabenablegers zu verfolgen.

„Und so geht`s“ verspricht Dr. Pia Aumeier: „Ein Brutbrett reicht. Suchen Sie bis spätestens Mitte Mai eine gut mit Brutzellen bestückte Wabe mit ansitzenden Bienen aus dem Muttervolk und bilden Sie daraus einen Ableger. 

Wählen Sie dabei eine Brutwabe, die auf jeder Seite zu ¾ mit verdeckelter Arbeiterinnenbrut belegt ist. Außerdem sollte eine handtellergroße Fläche mit Eiern oder jüngsten Larven vorhanden sein, aus denen sich die Bienen eine neue Königin ziehen können. Ist zudem jede Wabenseite mindestens halb mit ansitzenden Bienen bedeckt, hat der Ableger sofort ausreichend Personal. Notfalls noch Bienen von einer offenen Brutwabe hinzufügen.

Unverzichtbar für einen gelungenen Start ist folgende Wabenanordnung: die Brutwabe direkt an eine Zargenwand hängen, daneben ein Rähmchen mit Mittelwand und daneben eine Futterwabe. Die haben Sie vor dem Aufsetzen des Honigraums aus zu gut mit Winterfutter versorgten Wirtschaftsvölkern geerntet und kühl gelagert. Alternativ können Sie auch eine kleine Flüssigfutterportion von maximal einem Liter direkt hinter der Mittelwand geben. Ein Schied zur Einengung des großen Zargeninnenraumes ist überflüssig.

Der Ableger wird mindestens zwei Kilometer entfernt vom Muttervolk aufgestellt – sonst kehren die Flugbienen umgehend nach Hause zurück. Sein Flugloch wird mit einem Schaumstoffstreifen verschlossen. Nur ein Schlitz von einer Bienenbreite bleibt dort offen wo die Brutwabe hängt. So sind Ihre Zöglinge immer sicher vor Räuberei. Werfen Sie noch einen wohlwollenden Blick auf ihr zukünftiges Elitevolk und fahren Sie heim. 

Bis zum nächsten Besuch sind vier Wochen Zeit. Wenn Sie nach 28 Tagen zum Außenstand zurückkehren, haben Ihre Bienen bereits alles für Sie vorbereitet. Alle Arbeiterinnen aus der Brutwabe sind geschlüpft und im Volk aktiv. Die neue Königin ist bereits vom Begattungsflug zurück gekehrt und befindet sich seit etwa einer Woche in Eiablage. Ist alles glatt gegangen, kann sogar bereits die erste verdeckelte  Arbeiterinnenbrut vorhanden sein. Sie zeigt die erfolgreiche Begattung der Königin an. Ist der Hochzeitsflug schief gegangen, hängen Sie das weisellose Völkchen einfach zu einem anderen in dessen Zarge. 

Nun zu den Vier „Fliegen mit einer Klappe“

Fliege 1:  Die Königin ist im noch kleinen Volk leicht zu finden. Sie können sie aufspüren und zeichnen.  

Fliege 2:  Da noch wenig verdeckelte Brut vorliegt, ist nun der geeignete Zeitpunkt für eine Varroabehandlung mit 15%iger Milchsäure gegeben. Geben Sie drei Sprühstöße auf jede mit Bienen besetzte Wabenseite. 

Fliege 3: Wenn gewünscht, packen Sie Ihren Ableger ins Auto und bringen ihn zurück an den Heimatstandort. Dazu warten Sie freundlicherweise die Rückkehr der Flugbienen ab (Besuch also auf den Abend legen). 

Im weiteren Verlauf des Bienenjahres halten Sie bitte das Flugloch bis Ende September weiterhin sehr eng. Alle 2 bis 3 Wochen geben Sie, wenn nötig, etwas Futter oder hängen neue Futterwaben an den Völkchen-Rand. Sobald die eine Mittelwand ausgebaut ist, hängen Sie eine neue direkt an das Brutnest (nicht außen hinter die Futterwabe!). So wächst Ihr Völkchen stetig in die Zarge hinein. Im September wird das Volk für den Winter aufgefüttert. Da es auf einer Zarge sitzt, funktioniert auch so spät im Jahr die Varroabehandlung mit Ameisensäure noch hervorragend. 

Wer so schwach gebildete Jungvölker hingegen schon im Juli oder August behandelt, handelt unvernünftig. Denn so früh leidet keines der milbenarm gestarteten Völker unter Varroa. Zudem stören Ameisensäure oder Thymol im Juli und August die Entwicklung der Völker nachhaltig.

Fliege 4: Im nächsten Frühjahr überholen solche Völkchen in ihrer Entwicklung meist sogar große Wirtschaftsvölker. Sie bilden leistungsstarke Völker zur Honiggewinnung – entstanden aus einer einzigen Brutwabe.“ 

Es bewahrheitet sich damit wieder die alte Regel, dass die „Ableger die Rennpferde der nächsten Saison sind" (Zitat Karl Pfefferle)

Ernst-Joachim Steiner

Zu dieser Frage wurde ich beim Lesen des Beitrags der staatlichen Fachberaterin für Bienenzucht im Regierungsbezirk Oberfranken Barbara Bartsch, nachzulesen im Infobrief Bienen & Imkerei 2021_09 zum Thema „Jungvolkbildung“ angeregt.

Im Mai denken die meisten Imker doch eher an die Kontrolle der Futterversorgung, die Erweiterung der Völker, das rechtzeitige Aufsetzen der Honigräume, an Maßnahmen zur Schwarmkontrolle und das Ausschneiden verdeckelter Drohnenwaben, um die Varroamilbe kurz zu halten. Im Zusammenhang mit der Schwarmkontrolle könnte so mancher Imker auch an das Schröpfen der sehr starken Völker zur Bildung von Einbrutwabenablegern denken, um daraus Jungvölker heran zu ziehen.

Zitat B. Bartsch: “...die Schwarmzeit zu nutzen, um neue Völker mit jungen Königinnen aufzubauen, die im nächsten Jahr dann als Wirtschaftsvölker dastehen sollen. Dazu sollte pro Altvolk ein Jungvolk gebildet werden, denn nicht alle entwickeln sich optimal. Sich selbst überlassen, würde jedes Volk mindestens einen Schwarm bilden, um den Fortbestand zu sichern. Hat man die Möglichkeit zur Auswahl, kann man nicht befriedigenden Jungvölkern im Herbst die Königin entnehmen und sie mit guten vereinigen.“

Sollten sich die Jungvölker bis September gut entwickelt haben, kann man nach Entnahme der 3- oder 4-jährigen Königinnen aus den Wirtschaftsvölkern durch einfaches Aufsetzen von Jungvölkern sowohl eine Weiselerneuerung als auch sehr starke Überwinterungsvölker erzielen. Auch ist es sicherlich nicht verkehrt, im nächsten Frühjahr noch einen überwinterten Ableger in Reserve zu haben.

Mit imkerlichen Grüßen

Ernst-Joachim Steiner

Das wöchentliche Donnerstags-Treffen am Lehrbienenstand bleibt aufgrund der derzeitigen Situation weiter ausgesetzt.
Die notwendigen Arbeiten an den Bienen werden von den dafür Verantwortlichen bei Wahrung aller bekannter Vorschriften durchgeführt.
Ausleihe und Rückgabe von Geräten kann in Absprache mit Jörg Neuland weiterhin erfolgen. Dazu schreibt bitte eine Mail an imkervereinsro[at]web.de.

Völker, die Mitte März weniger als 4 Wabengassen besetzen, überleben vermutlich den nächsten Kälteeinbruch, rappeln sich aber erst bis zur Spättracht soweit auf, dass sie zur Honigproduktion taugen. Ist in diesen Völkern eine intakte Königin vorhanden – leicht erkennbar an verdeckelter Arbeiterinnenbrut – werden selbst schwächste Völker nicht aufgelöst oder vereinigt, sondern saniert: 

• Dem Schwächling Mitte März das meist noch im Übermaß vorhandene Futter bis auf 2 oder 3 Waben entnehmen und durch leere, ausgebaute  Waben ersetzen. So Platz zum Brüten schaffen.

• Auf ein zweizargiges Volk, das bereits die obere Zarge füllt, über
Absperrgitter aufsetzen. Kein zusätzliches Flugloch geben. 

• 4 bis 5 Wochen nach Vereinigung (etwa Mitte April) hat das untere Volk das obere erheblich verstärkt. In der Regel sind beide Königinnen am Leben und voll in Eiablage. Nun die beiden Völker wieder trennen.
Das ursprünglich schwache dabei auf einen eigenen Boden am Standort des starken Volkes platzieren und es dadurch zusätzlich mit Flugbienen  verstärken. Beide Völker erweitern.

Falls nötig können auch schwache Altvölker so saniert werden: untere, meist bienenfreie Zarge entfernen und Volk auf starkes Volk aufsetzen. 

Alle Schwächlinge, die nicht eindeutig weiselrichtig sind, könnten Drohnenmütterchen enthalten. Diese legenden Arbeiterinnen gefährden gesunde Königinnen und werden daher keinesfalls einem anderen Volk ­aufgesetzt. In diesem Fall sollte bis April gewartet werden und dann die Bienen vor ein starkes Volk fegen.